Weideschuss
Der Weideschuss gilt als die modernste und gleichzeitig schonendste Methode, um ein Tier zu erlegen. Unser Ziel ist es, ihn gemeinsam mit einem Partnernetzwerk aus weiteren Bio Betrieben und Forschungseinrichtungen zum neuen Standard weiterzuentwickeln. Da der Weideschuss allerdings besondere Anforderungen an die Sicherheit, Hygiene und Verarbeitung stellt, können wir ihn noch nicht bei allen Rinderschlachtungen realisieren. Daher kennzeichnen wir Bio Rindfleisch, das von Tieren stammt, die auf der Weide geschossen wurden, mit dem Label Weideschuss, um die volle Transparenz herzustellen.
Im Video sind Szenen zu sehen, die beunruhigend auf Zuschauende wirken können.
Wenn an das Leben der Tiere bereits höchste Maßstäbe angesetzt werden, so ist es nur die logische Konsequenz, dies auch für ihren Tod zu fordern.
Respektvolle Tierhaltung
Dem Weideschuss vorangestellt ist die artgerechte Haltung der Tiere. Dieses Verfahren ist für Fleischrinder prädestiniert, die anders als Milchkühe ganzjährig auf der Weide leben und den Kontakt zum Menschen aufgrund der natürlichen Haltungsform nicht gewohnt sind. Da die Schlachtung zur Produktion tierischer Lebensmittel dazu gehört, sollte der Respekt vor dem Tier nicht bei der Haltung aufhören, sondern über deren Tod hinausgehen.
Respektvolle Schlachtung
Für den Weideschuss wird das Rind gemeinsam mit weiteren Tieren aus seiner Herde in ein Rondell geführt und aus erhöhter Position durch einen Schuss in die Stirnplatte erlegt. Es ist bereits tot, bevor sein Kopf den Boden berührt. Die übrigen Rinder verlassen das Rondell unmittelbar danach, sodass das geschlachtete Tier innerhalb kürzester Zeit mit Hilfe eines Traktors ausgeblutet und auf einen speziellen Anhänger verladen werden kann.
Traditionelle Verarbeitung
Aus Respekt vor dem Tier sollten stets alle verwertbaren Teile verarbeitet werden. Diese Ganztierverarbeitung bedingt, dass nicht nur die sogenannten Edelteile ausgelöst werden, sondern nach handwerklicher Tradition auch hochwertige Wurstwaren entstehen. Hier muss gar nichts neu erfunden werden. Ein Blick in alte Rezeptbücher genügt, um das Fleischerhandwerk hochleben zu lassen und natürliche Produkte in erstklassiger Qualität herzustellen. Da bei unserer Wurstproduktion größere Chargen entstehen, bei der mehrere Tiere verarbeitet werden, kann hier aktuell noch kein Bezug zum Weideschuss garantiert werden.
Eure Fragen zum Weideschuss
Diese neuartige Methode der Schlachtung könnte Fragen aufwerfen. Im Folgenden versuchen wir, häufig gestellte Fragen zu beantworten:
Warum werden die Tiere in einem Rondell und nicht direkt auf der Weide geschossen?
Der Weideschuss berührt ein sehr sensibles Thema, nämlich die Schlachtung eines Tieres zum Zwecke der Lebensmittelproduktion, bei der höchste Maßstäbe an Tierwohl und Fleischqualität angesetzt werden. Untrennbar damit verknüpft ist der optimale Ablauf eines solchen Verfahrens. Dies kann am besten unter standardisierten Bedingungen gewährleistet werden. Aus einer feststehenden Kanzel, im eingeübten Winkel, aus gewohnter Entfernung. Hinzu kommen die Anforderungen an einen hygienischen Ablauf. Direkt neben dem Rondell befindet sich eine befestigte Bodenplatte auf der das erlegte Rind mit Hilfe von Traktoren über einer Plane sauber ausgeblutet und anschließend auf einen speziell dafür angefertigten Anhänger geladen werden kann.
Warum werden mehrere Tiere in ein Rondell getrieben?
Rinder sind Herdentiere. Separiert man sie von ihrem gewohnten Sozialverband, werden sie unsicher und unruhig. Also machen wir es den Tieren leichter, indem wir sie nicht allein ins Rondell schicken, sondern gemeinsam mit drei bis vier weiteren Tieren aus ihrer Herde, von denen jedes für die Schlachtung geeignet wäre. Das Ergebnis sind entspannte Rinder, die von Neugier getrieben ganz ohne Druck zur Weideschussanlage laufen. Außerdem wird so die Chance erhöht, dass eins der Tiere optimal steht und ein Schuss abgegeben werden kann.
Was passiert, wenn das Tier nicht unmittelbar mit dem Kugelschuss getötet wird?
Zunächst wird nur dann ein Schuss abgegeben, wenn eins der Tiere ruhig und in optimaler Position steht. Zur Sicherheit hat der schießende Landwirt allerdings immer ein einsatzbereites Bolzenschussgerät in greifbarer Nähe. Sobald ein Rind geschossen wurde, werden die übrigen Tiere aus dem Rondell entlassen und das korrekte Erlegen des Rindes überprüft. Dazu werden Reflexe an Auge und Nase kontrolliert. Besteht nur der leiseste Zweifel am Tod des Tieres, wird mit dem Bolzenschussgerät ein zweiter Schuss aus unmittelbarer Nähe auf die Stirnplatte abgegeben.
Wie werden die Tiere für den Weideschuss ausgewählt?
Vor der eigentlichen Durchführung des Weideschusses steht die Entscheidung an, welche Rinder für die Schlachtung in Frage kommen. Sie sollten ein ausreichendes Schlachtgewicht erreicht haben, gesund und auf keinen Fall tragend sein. Sind entsprechende Tiere ausgewählt, werden sie mit routinierten Bewegungen vom Rest der Herde getrennt und in Richtung des Rondells getrieben. Das Wort treiben ist in diesem Fall allerdings nicht mit einer wilden Hatz zu vergleichen. Gemächlichen Schrittes, in Ruhe und nur durch eine eindeutige Körpersprache, wird die Gruppe in Richtung Weideschussanlage begleitet. Wichtig ist, dass jedes dieser Tiere geeignet wäre, erlegt zu werden. Tragende oder schmächtige Tiere werden nicht ausgewählt.
Wie wird die Erfüllung der Hygienevorschriften vor Ort gewährleistet?
Die optimale Vorbereitung ist elementar wichtig für den reibungslosen Ablauf. So stehen alle benötigten Arbeitsmittel griffbereit, alle wissen, was zu tun ist. Nach dem Schuss geht alles ganz schnell. Sobald ein Tier am Boden liegt, werden die übrigen Tiere aus dem Rondell entlassen und das erlegte Rind an den Hinterbeinen an einem Frontlader hochgezogen. So aufgehangen kann das Rind über eine Plane mittels Kehlschnitt sauber ausgeblutet und anschließend auf einen gereinigten Spezialanhänger verladen werden. Zwischen Schuss und Ausbluten vergehen maximal 60 Sekunden. Durch die Arbeit in den frühen Morgenstunden, wird das Auftreten von Fliegen und anderen Insekten wirksam vermieden.
Werden die übrigen Tiere durch den Schuss traumatisiert?
Nein. Die verbleibenden Tiere bringen das Geräusch des Schusses nicht mit dem Zusammensacken des erlegten Rindes. Da die übrigen Rinder das Rondell unmittelbar nach dem Schuss verlassen, verbinden sie ihn nicht mit dem Tod eines Artgenossen. Das zeigt sich auch daran, dass die Tiere direkt nach dem Ausbluten und Verladen des erlegten Rindes bereit sind, dass Rondell erneut angstfrei zu betreten.